Zu den Chemiefasern gehören außerdem die zellulosischen Fasern, auch bekannt als Regeneratfasern. Diese basieren auf natürlich vorkommenden, nachwachsenden Rohstoffen, die man in chemischen Herstellungsverfahren zu Fasern verarbeitet. Aus diesem Grund werden diese Stoffe auch oft als halbsynthetisch beschrieben: halb natürlich, halb künstlich, quasi.
Ein bekanntes Beispiel ist Viskose. Sie entsteht im Viskose-Verfahren* aus natürlichen Zellstoffen wie Holz- oder Baumwollabfällen und hat daher ähnliche Eigenschaften wie Baumwolle. Für die Holzplantagen werden in der Regel keine künstlichen Bewässerungsanlagen verwendet, sodass weniger Wasser als beim Baumwollanbau benötigt wird. Allerdings braucht man für die Herstellung von Viskose viel Energie und das herkömmliche Verfahren für die Zellstoffgewinnung ist nicht wirklich umweltverträglich, da eine Menge giftige Chemikalien verwendet werden.
Auch hier gilt also: Make it new! Das Gute an den Regeneratfasern ist, dass man ihre Kombi aus natürlichen Rohstoffen und künstlicher Verarbeitung richtig gut nutzen kann. Indem man die Herstellungsprozesse umweltfreundlicher und ohne giftige Chemikalien gestaltet, zum Beispiel. Denn dadurch, dass sie aus natürlichen Rohstoffen entstehen, können die Fasern biologisch abgebaut werden. Tencel, Modal, Seacell und Sojaseide sind Beispiele für neue Regeneratfasern. Tencel entsteht aus Eukalyptus, Modal aus Buchenholz, Seacell aus Algen und Sojaseide aus Abfallprodukten der Sojamilch-Produktion.

Schauen wir uns eine Faser mal genauer an: Wie viele andere neue Stoffe ist Tencel eine geschützte Marke, hier der Firma Lenzing AG. Tencel erinnert je nach Verarbeitung an Seide, Wildleder, Moleskin oder Wolle. Im Gegensatz zu der normalen ViskoseHerstellung wird hier – im sogenannten Lyocell-Verfahren* – ohne Natronlauge gearbeitet und man verwendet nur ungiftige Lösungsmittel. Da Tencel aus einer pflanzlichen Faser besteht, ist der Stoff biologisch abbaubar. Die Chemikalien, die während der Produktion eingesetzt werden, werden nach dem closed-loop-Prinzip aufgefangen und wiederverwertet – sprich: Sie bleiben in ihrem technischen Kreislauf und gelangen nicht in die Umwelt.
Außerdem gut: Eukalyptus kann in Europa angebaut werden – man spart also Emissionen beim Transport ein. Da die Pflanze als besonders ertragreich gilt – sie kann auf kleiner Fläche viel bewirken – und ihre Produktion kaum das Abwasser verschmutzt, ist sie eine super Alternative für die Textil-Industrie. Einziges Manko: Auch die Eukalyptus-Pflanze liebt Wasser – sie ist ein ordentlicher Schluckspecht.
Nicht verzagen, Slow Tex tragen!
Wie wir sehen, gibt es viele tolle, neue Stoffe aus ganz unterschiedlichen Materialien. Unterschiedliche Materialien bringen natürlich auch unterschiedliche Tücken mit sich. Deshalb ist uns auch wichtig zu zeigen, warum jeder Stoff seine eigenen Vor- und Nachteile hat. Waas? Es gibt kein Nonplusultra an der Stoff-Front? Nein, denn wie das im Leben immer so ist, es ist nicht alles Gold, was glänzt, jede Sache hat einen Haken und nach Sonne kommt Regen. Oder anders gesagt: Nobody’s perfect – auch unsere Stoffe nicht.
Eines ist klar: Die neuen Stoffe sind auch so schon viel, viel besser als ihre Vorgänger. Im Ganzen ist ihre Herstellung umweltfreundlicher und allein durch ihre Kreislauffähigkeit sind sie allen anderen Stoffarten weit voraus. Zwar brauchen auch sie Rohstoffe, doch diese können wiederverwertet werden. So wird auf Dauer weniger verbraucht und es entsteht weniger unnützer Textil-Müll.
Und weil Kleidungsstücke aus Slow Tex noch dazu richtig schön aussehen, lohnt es sich allemal sie zu kaufen [ das können wir tun ] und sie weiterzuentwickeln [ das macht die Forschung ] ! #guterplan.