Im Vergleich zu den beliebten Naturfasern haben die synthetischen Chemiefasern einen eher schlechten Ruf. Allein der Begriff „Chemie“ gibt uns ein ungutes Gefühl. Daher besonders interessant: Sie sind oft umweltschonender, als man meinen würde und haben sogar großes Potential!
Im Gegensatz zu Naturfasern benötigen sie nämlich keine Anbaufläche, müssen also nicht bewässert und gedüngt werden. Synthetische Chemiefasern sind unabhängig von Standort und Erntezeit. Dafür brauchen sie viel Energie, basieren in der Regel auf dem endlichen Rohstoff Erdöl und sind nicht biologisch abbaubar. Was aber, wenn man das umgehen könnte? Es lohnt sich also einen genaueren Blick auf die synthetischen Chemiefasern zu werfen!
Eine der bekanntesten synthetischen Chemiefasern ist Polyester – mit rund 80 Prozent Anteil aller Chemiefasern ist diese Faser der absolute Spitzenreiter! Und das nicht ohne Grund, denn Polyester ist besonders strapazierfähig, lange haltbar und leicht waschbar. Allerdings hat Polyester auch einige Nachteile: Während Polyester in der Tragephase mit wenig Energie und Wasser auskommt, ist der Bedarf an diesen beiden Dingen bei der Herstellung umso größer. Zwar beansprucht Polyester keine Anbaufläche und sondert so keine Chemikalien in den Boden ab – allerdings sind die Hilfsstoffe, die für die Herstellung benötigt werden, umweltschädlich und gesundheitsgefährdend.
Im Gegensatz zu ihren pflanzlichen Alternativen lässt sich die Faser nicht biologisch abbauen. Eine richtig gute Alternative ist daher der recycelte Polyester-Stoff. Hier werden Polyester-Abfälle wiederverwertet – sowohl aus der Industrie, als auch aus unseren vier Wänden. Denn: Die vermeintlichen Abfälle enthalten immer noch ein wertvolles Gut – ihre Fasern. Diese können in einem technischen Kreislauf wiederverwertet werden und müssen weder komplett neu produziert, noch einfach weggeschmissen werden.

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Unsere gebrauchte Kleidung ist kein Müll – sie ist nur noch nicht am richtigen Platz.
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An dieser Stelle ist übrigens nicht nur die Textil-Produktion in puncto Design und Herstellung gefragt, sondern auch wir. Die Produktion muss sicherstellen, dass sie solche Stoffe für ihre Kleidungsstücke verwendet – wir müssen genau aufpassen, wie wir unsere gebrauchten Gegenstände entsorgen! Indem wir unsere Kleidung in die Altkleidersammlung geben oder zum jeweiligen Modeunternehmen zurückbringen, zum Beispiel.
So sorgen wir dafür, dass die Kleidungsstücke dort hinkommen, wo sie richtig recycelt werden können. Sortenrein, um genau zu sein. Wichtig für den technischen Kreislauf ist nämlich Folgendes: Die Polyester-Stoffe können zerlegt, zerschreddert, bis auf ihre Fasern zerrupft und anschließend recycelt werden – aber eben nur, wenn sie vorher richtig abgegeben und nicht mit anderen Stoffen vermischt werden.

Wenn das klappt, hat ein Shirt aus recyceltem Polyester sogar eine bessere Öko-Bilanz, als eines aus Bio-Baumwolle – wer hätte das gedacht!
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Tipp: Trenne deinen Müll ordentlich. Nur so kommt er dahin, wo er von Nutzen sein kann.
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Das Ganze funktioniert allerdings nicht nur mit unserer Kleidung: Wusstest du zum Beispiel, dass man sogar aus PET-Flaschen* Kleidung machen kann?
Die PET-Flaschen werden in einem speziellen Recycling-Verfahren zu Textilien verarbeitet! Das Gute: Stoffe aus PET-Flaschen sind super strapazierfähig und enthalten keine gesundheitsgefährdenden Weichmacher. Sortenrein und ungefärbt können die verwendeten PET-Flaschen direkt weiterverarbeitet werden. PET hat also eine richtig gute Öko-Bilanz: Nicht nur wegen seiner Recycling-Fähigkeit, sondern auch durch sein geringes Gewicht und die energieeffiziente Herstellung. Außerdem super: Im Gegensatz zu den Naturfasern braucht man für die Herstellung kein Wasser.

Ein weiteres Beispiel für eine umweltschonende Chemiefaser ist der Kunststoff Tyvek. Dieser fühlt sich ein wenig wie Papier an und wird wegen seiner guten Fähigkeiten, er ist strapazierfähig und atmungsaktiv, auch oft für Schutzkleidung verwendet. Das Gute an ihm: Er kann einige Male zu neuem Tyvek-Stoff wiederverwertet werden. In einem technischen Kreislauf, versteht sich. Und später wird er einfach zu anderen Dingen, wie zum Beispiel Schutzhelmen, verarbeitet.