>>>>>> SINGLE <<<<<<<
>>>>>> /template-parts/content <<<<<<<
.

Darauf back ich mir ein Ei. Kükenschreddern – und warum wir an der Menschheit zweifeln.

Zugegeben, an der Menschheit zweifeln wir schon lange. Seit dem Ballermann, seit Heidi Klum, aber allerspätestens seitdem wir eines Morgens aufwachten und feststellen mussten, dass Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde. Doch als wir das erste Mal vom Thema Kükenschreddern gehört haben, war uns nicht klar, ob wir in einem aufgeklärten Land des 21. Jahrhunderts leben – oder ob wir kurzfristig den Mc Fly gemacht hatten. In eine Zeit, wo sich die Menschen noch bedeutungsvoll auf die Brust schlugen, wenn sie einen Erfolg verzeichnen konnten.

Kükenschreddern – what the fuck?

Aber der Reihe nach. Kükenschreddern, ja, da werden Küken geschreddert. Kann man ja mal machen. So schlau und einfallsreich ist der Mensch ja nun. Industrielle Vernichtung von Lebeweisen, glaubt man sofort, dass das geht. Aber was steckt dahinter?

Dahinter stecken sogenannte Eintagsküken, also kleine Federtierchen, die nicht länger als einen Tag auf dieser Welt weilen dürfen (vielleicht auch besser für sie). Denn was sie hier erwartet, sind Menschen, die männliche Küken für nicht brauchbar befinden. Eintagsküken sind nämlich zumeist männliche Tiere. Diese werden in der Produktion aussortiert, separiert und getötet. Aus ökonomischen Gründen.

Und … wieso?

Die männlichen Küken rentieren sich nicht. Sie können weder brüten noch sind sie für die Mast geeignet, da sie im Vergleich zu Masthühnern weniger bzw. langsamer Fleisch ansetzen. Also weg damit.

Was wird gemacht?

Weg damit, heißt es in Deutschland jährlich für schätzungsweise 48 Millionen (!) Eintagsküken. Um sich der Küken zu entledigen, gibt es dabei zwei Möglichkeiten: Pest oder Cholera. Pest: Die Küken werden zu mehreren in einen Behälter getan und durch Kohlendioxid vergast. Sie werden erst bewusstlos und ersticken schließlich. Cholera: Es geht ab durch den Fleischwolf. 

Das Schlimme: Dieses Vorgehen betrifft jede Art der Haltung.

Sowas ist – erlaubt?

Tatsächlich ja. Denn rechtlich ist das Töten von Tieren mit dem Tierschutzgesetz vereinbar, sofern dafür ein vernünftiger Grund vorliegt. Da die Aufzucht der männlichen Küken mit einem unverhältnismäßigen Aufwand verbunden sei und das Töten der Küken demnach ein Teil der Versorgung der Menschen mit Eiern und Fleisch darstelle, ist das Prozedere rechtlich in Ordnung. Aha. 

Und nun? 

Die (halb-)gute Nachricht: Aktuell wird an einer Technologie geforscht, die ermöglicht, das Geschlecht des Kükens bereits vor der Geburt zu bestimmen. Wie funktioniert’s? Bei dem Prozess wird durch einen Laser ein winziges Loch in die Eierschale gebrannt, um einen Tropfen Flüssigkeit aus dem Ei zu entnehmen. So kann ermittelt werden, ob es sich um einen weiblichen oder männlichen Embryo handelt.Und dann? Dadurch könnten weibliche Küken ausgebrütet, männliche stattdessen frühzeitig aussortiert und beispielsweise als Tierfutter verwendet werden. 

Warum halb gut? Weil – machen wir uns nichts vor – dies eine ohnehin schon kritische Art der Tierhaltung lediglich etwas weniger schlimm macht. Hinzu kommt, dass es – sofern der Hormontest erst am achten oder zehnten Tag erfolgt – fraglich ist, ob der Embryo bereits Schmerz empfinden kann.

Die schlechte Nachricht: Die Erforschung dieser Technologie dauert wohl noch einige Zeit – und ob sie dann tatsächlich eingesetzt wird, ist unklar.

Eine weitere Alternative ist die Aufzucht der Hähne. Die ansonsten kaum lukrative Aufzucht der männlichen Küken, die eben weniger geeignet für die Mast sind, wird in diesem Fall quersubventioniert – dadurch, dass der Eier-Preis einen Aufschlag beinhaltet. So bleibt das Fleisch der Hähne bezahlbar. Dies wird zum Beispiel von Geflügelhaltern der Bruderhahn Initiative Deutschland durchgeführt, es handelt sich hierbei um Demeter- und Biolandbetriebe.

Die Verbraucherzentrale bietet einen Überblick über entsprechende Initiativen: 

Was können wir tun?

Keine Eier mehr konsumieren, weniger Eier konsumieren, und wenn bitte das Bio-Ei der Güteklasse 0 kaufen – oder auf Initiativen zurückgreifen, die die Aufzucht von männlichen Küken fördert. 

Eins ist auf jeden Fall klar, egal, was man vom Eierkonsum, Fleischkonsum, überhaupt Konsum hält – direkt nach der Geburt geschreddert zu werden, das ist nicht okay. Und wir finden: Der, der sich diese Perversion überlegt hat, sollte selbst mal durch den Fleischwolf gedreht werden. Pfui!